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Die Ermordung des SA-Mannes Helmut Köster in neuem Licht

 Bürgerkriegsszenarien vom Ende der Weimarer Republik

 

Im Sommer 1932 erreichten die politischen Unruhen in der Weimarer Republik ihren Höhepunkt. Fast täglich berichteten die Zeitungen über Ausschreitungen und Zusammenstöße. Jeder gab dem politischen Gegner die Schuld und berief sich auf das Recht zur Notwehr. Am 25. Juni 1932 ereignete sich ein besonders schwerer Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und Reichsbanner, der reichsweit riesige Schlagzeilen machte. Das Vorwärts-Gebäude (auch SPD-Parteihauptsitz) in der Lindenstraße 3 war von SA überfallen worden. Unter den sich wehrenden Reichsbannermännern wurden einige schwer verletzt.

Die Gewaltwelle setzte ein, nachdem durch Inkrafttreten der „Notverordnung gegen politische Ausschreitungen“ des Reichspräsidenten das reichsweite SA-Verbot vom 13. April 1932 am 17. Juni 1932 wieder aufgehoben worden war.[1] Die Aufhebung des SA-Verbotes war in eine Zeit gefallen, in der die Lage sowieso schon äußerst angespannt gewesen war. Die nun verstärkte Präsenz der Nationalsozialisten auf den Straßen wurde von nunmehr täglicher provokatorischer Gewalt der SA begleitet. Die Kommunisten, deren Roter Frontkämpferbund (RFB) weiterhin verboten blieb, reagierten ihrerseits verbittert mit einer Welle von Überfällen auf ihre verhassten Gegner. Die Aufhebung des SA-Verbotes heizte die ohnehin schon angespannte Atmosphäre also zusätzlich noch an.

 

Der Fall Köster – die bisherige Version

 

Besagter Gewaltwelle fiel auch ein SA-Mann des Kreuzberger Sturmes 24 zum Opfer, dessen Fall (wie noch zu sehen sein wird) eine besondere Bedeutung für die nationalsozialistische Bewegung erlangen sollte und den ich in meiner Dissertation schon einmal behandelt hatte.

Die bisherige Version über den Tathergang lautete dort so: „Am 21. Juni 1932 hielt der Sturm 24 im Lokal ‚Zur Hochburg‘ [Gneisenaustraße 17, Ecke Solmsstraße] seinen ersten Uniformappell nach dem SA-Verbot ab. Danach machte sich eine Gruppe von 16 SA-Männern auf den Weg um […] zwei Kameraden, die in einer besonders gefährlichen Gegend wohnten, nach Hause zu bringen. In dieser Nacht wären zudem sämtliche Berliner KgdF[Kampfbund gegen den Faschsismus]-Kampfstaffeln mobil gewesen. Beim Einbiegen von der Gneisenaustraße in die Schleiermacherstraße wäre die SA von zwei Straßenseiten unter Beschuß genommen worden. Der SA-Scharführer Helmut ‚Bobby‘ Köster, von Beruf Kaufmann, brach in den Kopf getroffen vor dem Hause Schleiermacherstraße 23 zusammen. Der Schuß soll aus der ‚Kommunekneipe‘ ‚Tante Emma‘  abgegeben worden sein. Noch in der Nacht zum 22. Juni 1932 starb Köster im Krankenhaus.“ Diese Informationen entstammen der nationalsozialistischen Erinnerungsliteratur.[2]

An anderer Stelle schrieb ich: „Das verstärkte [provokatorische] Auftreten der SA in der Öffentlichkeit konnte man […] schon nach Aufhebung des SA-Verbotes am 17. Juni 1932 in der Gneisenaustraße beobachten […]. Auch hieran kann man ersehen, dass es die SA ein Stück weit selbst war, die Zusammenstöße provozierte. In diesem Zusammenhang muss man die Ermordung des SA-Mannes Köster sehen. […] Schon den ganzen Nachmittag und Abend des 21. Juni 1932 waren uniformierte SA-Männer die Gneisenaustraße auf und ab gegangen, dabei die Aufforderungen der Polizei, sich zu zerstreuen, missachtend. Dadurch und durch frühere Vorfälle alarmiert, erbat und erhielt die Wirtin des Lokals ‚Tante Emma‘, Ecke Schleiermacherstraße, einen Schupoposten. Gleichzeitig sammelten sich aber auch Kommunisten im und um das Lokal. Als nach behördlichen Angaben 20 bis 25 SA-Männer das Lokal auf dem Weg in die Schleiermacherstraße passierten, stürmten die Kommunisten aus dem Lokal und bildeten eine Schützenkette über die gesamte Straßenbreite. Die SA-Leute ihrerseits begannen ihre [Schulterriemen] abzuschnallen. Fast zeitgleich fielen dann auch schon die ersten Schüsse, wobei von beiden Seiten geschossen wurde. Elf Kommunisten wurden verhaftet, doch wurde die Strafverfolgung eingestellt, da man nicht klären konnte, wer zuerst geschossen hatte.“ Diese Informationen, die den Fall schon in einem anderen Licht erscheinen lassen, stammen von der Historikerin Eve Rosenhaft, die die Akten der Generalstaatsanwaltschaft des dazugehörigen Gerichtsverfahrens ausgewertet hatte.[3]

 

Der Fall Köster – die neue Version

 

Als ich mich jüngst nochmals mit dem Nostitzkiez beschäftigt hatte, fiel mir auf, dass drei Personen (davon zwei Historiker), die besagte Akten ebenfalls in den Händen gehabt hatten, noch einen Schritt weiter als Rosenhaft gingen und unabhängig voneinander zu dem Schluss kamen, dass Helmut Köster von den eigenen Leuten erschossen worden sein könnte.[4] Die Sache ließ mir keine Ruhe mehr und ich bestellte mir schließlich selbst einmal die Akten. Aus der Einsicht besagter Akten entstammen folgende Informationen.[5]

Zunächst können einige o.g. Angaben präzisiert werden. So wurden die SA-Leute des Sturmes 24 von Männern der SS-Staffel 6 nach Hause begleitet, die, bevor sie in die „Hochburg“ kamen und dort um Begleitschutz gebeten wurden, in den „Spichernsälen“ (Wilmersdorf) auf einem Appell der SS-Standarte waren. Die ins KPD-Lokal „Tante Emma“ beorderten Kampfbundmitglieder wiederum wurden dem Kommando des illegalen RFB unterstellt. Der Weg der Nationalsozialisten führte sie zunächst vom Lokal „Zur Hochburg“ in die Fürbringerstraße, bevor sie von dort  in die Schleiermacherstraße einbogen, weil auch schon nördlich der Gneisenaustraße SA-Leute nach Hause gebracht werden mussten. Aus der Presse erfährt man außerdem, dass nach dem Zusammenstoß auch das Reichsbanner mobil machte und sich mit dem „antifaschistischen Selbstschutz“ abstimmte.[6]

Zu den eigentlichen Vorgängen Aussagen zu machen, ist hingegen äußerst schwierig. Auch kann ich mir wohl kaum – zumal 85 Jahre später – anmaßen, das zu erbringen, was damals die „Experten“ nicht vermocht haben. Einiges ist mir jedoch aufgefallen: Während sich die Angaben der anderen Zeugen und der Beschuldigten teilweise völlig widersprechen, sodass man sich manchmal fragt, ob alle vom gleichen Vorfall reden, stimmen die Aussagen der SS-Männer erstaunlich überein. Sie müssen sich abgesprochen haben. Des Weiteren sticht heraus, dass ein Hauptbelastungszeuge, ein SA-Mann, der sich bei dem Vorfall in unmittelbarer Nähe von Köster befunden hatte, sämtliche Beschuldigungen der Kommunisten später wiederrief. Dann ist aus meiner Sicht noch erwähnenswert, dass ein Polizist des 112. Reviers, Willibald-Alexis-Straße 1, auf dem Weg zum Tatort beim Vorbeifahren am Marheinekeplatz (dorthin hatten sich die Nazis geflüchtet) mehrere Nationalsozialisten in Uniform sah, unter denen sich eine Zivilperson mit einer Schusswaffe in der Hand befand. Später wurde einem Polizisten des 112. Reviers ein Trommelrevolver übergeben, den eine Zivilperson im Vorgarten der Passionskirche am Marheinekeplatz gefunden hatte. Diese Zivilperson wiederum gehörte zu einer Gruppe uniformierter Reichsbanner, die kurz nach den Schüssen am anderen Ende der Schleiermacherstraße, Ecke Bergmannstraße Stellung bezogen hatte. Laut Gutachten wurde Köster wohl nicht mit dieser Waffe erschossen, aus ihr kann aber geschossen worden sein.

Beim zuletzt geschilderten Fakt beschlich mich das Gefühl, dass es irgendeinen Zusammenhang mit einem Fall gibt, den ich in meiner Dissertation kurz behandelt hatte: Ein SS-Mann, der im Verfahren wegen der Ermordung Kösters einer der Zeugen war, und zwar der SS-Mann Eduard Felsen, wurde der letzte Nationalsozialist, der in Westkreuzberg in der Kampfzeit sein Leben lassen musste. Er soll in der Nacht zum 28. Februar 1933 (die Nacht des Reichstagsbrandes) bei „dienstlichem Betreten“ des Reichsbanner-Lokals „Seehak“, Willibald-Alexis-Straße 5, von Reichsbannerangehörigen erschossen worden sein. Dazu schrieb ich noch in meiner Dissertation: „Diese Aussagen sind mit äußerster Vorsicht zu geniessen, es konnte im Rahmen dieser Arbeit aber nicht jedem Fall nachgegangen werden.“ In diesem Fall ist die Quellenlage auch besonders schwierig, weil mir außer den NS-Quellen keine seriösen Quellen vorliegen. Es drängt sich die Frage auf, ob so nicht ein unbequem gewordener Mitwisser beseitigt und sich beim Reichsbanner gerächt werden sollte, indem ihm der Mord untergeschoben wurde.[7]

Kurzum, es ist tatsächlich so, dass die Sache einen gewissen „Geruch“ hat, wie mir Arndt Beck sinngemäß in einer Email schrieb. Aber mehr kann eben auch nicht gesagt werden. Aus diesem Grunde will ich meinen Fokus auf eine andere Tatsache richten: Bei der von der Polizei als zuverlässigster Zeuge eingestuften Person handelte sich um einen Anwohner, der das Geschehen vom Balkon der 4. Etage des Hauses Schleiermacher Straße 21 aus genau beobachten konnte und der obendrein NSDAP-Mitglied (also für eine Falschaussage zuungunsten der Nazis wohl eher unverdächtig) war. Nicht zuletzt aufgrund seiner Aussagen kamen die Kriminalbeamten zu dem Schluss, dass die Nazis als erste geschossen haben müssen!

Auch die Angaben, wer mit den Pöbeleien, die dem Zusammenstoß voraus gegangen waren, angefangen hat, weichen stark voneinander ab. Es kann jedoch gesagt werden, dass die Nazis nicht so unschuldig waren, wie sie sich in den Vernehmungen darstellten. Dies kann durch die Aussage des Polizeibeamten, der vor dem Lokal „Tante Emma“ Posten bezogen hatte, belegt werden. Neben den üblichen politischen Parolen und Drohungen von beiden Seiten sollen, laut besagtem Polizisten, die Nazis die Kommunisten nämlich mit den Worten: „Na, Ihr Süßen“ provoziert haben. Die Nazis, die die Situation wohl unterschätzt hatten, wurden dann von bis zu 70 Personen verfolgt, die aus dem KPD-Lokal strömten und von der Promenade der Gneisenaustraße kamen. Die im Lokal befindlichen Frauen waren derweil nach hinten geschickt worden.

Schließlich ist es schon bemerkenswert, dass die Polizei – obwohl sie von Anfang an einseitig gegen die Kommunisten ermittelte und man eine antikommunistische Haltung aus den Akten herauslesen kann – es nicht vermochte, die sofort in U-Haft genommenen Kommunisten trotz aller Anstrengungen der Tat zu überführen. Sie mussten am 17. Januar 1933 wegen mangelnder Beweise aus der Haft entlassen, das Verfahren am 26. Januar 1933 eingestellt werden.

 

abschließende Bemerkungen

 

Von dem Zeugen aus der Schleiermacherstraße 21 stammte auch folgende Beobachtung: Als nach dem Vorfall noch einige Gäste vor dem Lokal „Tante Emma“ das gerade Erlebte erregt besprachen, entstand ein scharfer Wortwechsel mit einigen Bewohnern aus dem ersten Stock des Vorderhauses der Nr. 20, während dessen es von Seiten der Kommunisten zu Drohungen wie „Handgranate in die Bude“, „Die wollen wir uns merken“ und „Wir werden Euch morgen raufkommen“ kam. Dieses Verhalten der Kommunisten, die völlig zurecht noch aufgebracht waren, dürfte die wohl sicher gutbürgerlichen Bewohner der Beletage, die natürlich ihrerseits auch beunruhigt waren, noch zusätzlich verärgert haben.

Auch zur unterschiedlichen Wahrnehmung der Bürgerkriegsbedrohung am Ende der Weimarer Republik je nach Klassenzugehörigkeit habe ich mich in meiner Dissertation schon geäußert: „Fakt ist, dass die fortwährenden politischen Zusammenstöße seinerzeit zunehmend die Angst in der Bevölkerung schürten. […] Der Ruf des Bürgertums und Kleinbürgertums nach einem starken Mann wurde laut. Da sich die Auseinandersetzungen fast ausschließlich in den Arbeiterbezirken abspielten, sah die bürgerliche Öffentlichkeit einseitig in den Arbeitern bzw. der KPD die Schuldigen. Die Nationalsozialisten spielten sich als die einzige Kraft auf, die den ‚Marxismus‘ niederringen und wieder Ruhe und Ordnung schaffen könnte, obwohl viele Saal- und Straßenschlachten durch sie selbst provoziert wurden.“[8]

Die Nazis hingegen verhielten sich viel geschickter. Auch dazu wieder ein Zitat aus meiner Dissertation: „Den Todesfall Kösters nahmen die Nationalsozialisten, im Gegensatz zu den Kommunisten, die mindestens genauso viele Opfer im Straßenkampf zu beklagen hatten, zum Anlass, ihren guten Draht zu den Mächtigen des Landes glühen zu lassen. Noch in der Tatnacht gab der Standartenführer Heck der Standarte 8 ein Telegramm an den Reichsinnenminister von Gayl auf, in dem er das achte Todesopfer der Standarte beklagte und behauptete, dass alle durch Kommunisten ermordet worden wären. Die Standarte 8 würde nunmehr ein endgültiges Verbot der KPD und rücksichtsloses Durchgreifen der Polizei erwarten, deren Verhalten in allen Fällen jede Tatkraft vermissen gelassen hätte. Die Angaben zu den Opfern der Standarte 8 waren eine bewusste Fehlinformation. Von den acht Toten der Standarte 8 waren, nach eigenen Angaben der Nationalsozialisten, nur fünf ermordet worden. Die anderen drei waren durch ‚Unglücksfall‘ verstorben.“[9]

Es kommt noch „besser“: Hitler hatte, laut einer Insiderinformation, auf einer geheim gehaltenen Zusammenkunft am 21. März 1932 im „Kaiserhof“ seine Presse- und Propagandaobleute dazu angehalten, aus dem Tod von SA-Männern mehr politisches Kapital für die Wahlkämpfe zu schlagen.[10] Jeder Tote der Bewegung wurde fortan im Angriff Seiten- und Nummernweise ausgeschlachtet, so auch der Tod des SA-Mannes Köster. Bei Köster kam jedoch noch hinzu, dass er der erste „Blutzeuge“ war, der nach Aufhebung des SA-Verbotes und nach Beginn der neuen Gewaltwelle auf dem „Friedhof der Bewegung“ (Alter Luisenstädtischer Friedhof in Berlin-Kreuzberg, Bergmannstraße) beigesetzt wurde. Ein gefundenes Fressen für den Propagandisten Goebbels: Auf der Beerdigung am 25. Juni 1932 putschte er die anwesenden SA-Leute in einer übelsten Hetzrede auf. So äußerte er u.a: „Das ist das letzte Opfer, das wir straflos in die Erde legen! […] Mit diesen Zuständen wird jetzt Schluß gemacht! Endgültig! So oder so! Von nun an wird das ein Ende haben: Wir wollen nicht mehr Ambos bleiben – wir wollen Hammer werden!!“[11]  Anschließend zog ein großer Trupp SA, von Goebbels aufgehetzt und von der Aufhebung des SA-Verbotes beflügelt, durch Kreuzberg und verursachte mehrere Zusammenstöße, darunter den o.g. Überfall auf das Vorwärts-Gebäude.

Die Nationalsozialsten brachten nach dem Vorfall ein Flugblatt heraus, in dem sie die tatsächlichen Vorgänge scheinheilig und wahrheitswidrig verdrehten. Arndt Beck gibt seiner Verblüffung darüber in folgenden Worten Ausdruck: „Ganz abgesehen von den plumpen antisemitischen Beleidigungen: die Ausführungen sind ein ‚Spiegelbild der Erkenntnis‘, eine erstaunlich exakte Verdrehung der Ereignisse (bis hin zu den umgekehrt proportionalen Zahlen der Verletzten). Es ist wirklich so einfach: um die tatsächlichen Beweggründe und Absichten der Nationalsozialisten zu entschlüsseln, braucht man nur das, was sie über ihre Gegner sagen, auf sie selbst anwenden.“[12] Ähnliche Gedanken beschlichen mich, als ich den Bericht über die Ermordung des SS-Mannes Felsen las (Anm. 7), nur dass ich in dem Fall nichts beweisen kann. Wenn man noch den Fall Kösters dazu nimmt, könnte man zu dem Schluss kommen, dass dahinter eine gewisse Methode steckt, bei der die Nazis geflissentlich verschwiegen, dass sie selbst den Bürgerkrieg schürten.

 

[1] Der am 1. Juni 1932 vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannte Franz von Papen bildete noch am gleichen Tag eine rechtskonservative autoritäre Regierung. Dieses „Kabinett der nationalen Konzentration“ bemühte sich um Tolerierung durch Hitler, zu dessen Bedingungen u.a. die Aufhebung des SA-Verbotes gehörte. Nachdem der alte Reichsinnenminister Wilhelm Groener u.a. wegen des SA-Verbotes vorher zum Rücktritt gedrängt worden war, setzte sich der nun neue den Nationalsozialisten gegenüber wohlgesonnene Amtsinhaber Freiherr Wilhelm von Gayl prompt für eine Aufhebung des SA-Verbotes ein. 

Von Gayl war - neben seiner Sympathie für die NSDAP - auch besoldeter Interessenvertreter der deutschen Großindustrie. So war er etwa 1925 Empfänger von 26.000,00 Mark aus einem Fond der Elektro- und Schwerindustrie gewesen. Bergbauarchiv Bochum, Akten des Vereins für die bergbaulichen Interessen, 16/8090, Konto „Wahlausschuss“. Diese Summe umfasst fast das 20-fache eines damals durchschnittlichen Jahresverdienstes eines einfachen Arbeiters.

 

[2] Zitat: Oliver Reschke, Kampf um den Kiez. Der Aufstieg der NSDAP im Zentrum Berlins 1925-1933, Berlin 2014, S. 290; NS-Erinnerungsliteratur: Julius K. v. Engelbrechten/Hans Volz, Wir wandern durch das nationalsozialistische Berlin. Ein Führer durch die Gedenkstätten des Kampfes um die Reichshauptstadt, München 1937, S. 179; Julius K. v. Engelbrechten, Eine braune Armee entsteht. Die Geschichte der Berlin-Brandenburger SA, München/Berlin 1937, S. 226.

 

[3] Reschke, Kampf um den Kiez, S. 305, vgl. Eve Rosenhaft, Beating the Fascists? The German Communists and Political Violence 1929-1933, Cambridge 1983, S. 140/141.

 

[4] Arndt Beck (zusammen mit Markus Euskirchen), Die beerdigte Nation. ›Gefallenen‹-Gedenken von 1813 bis heute, 2. Aufl., Berlin 2010, S. 80; Johannes Fülberth, „… wird mit Brachialgewalt durchgefochten“. Bewaffnete Konflikte mit Todesfolge vor Gericht – Berlin 1929 bis 1932/1933, Köln 2011, S. 133; Jan Kunicki, „Friedhof der Bewegung“. Der SA-Totenkult auf dem „Alten Luisenstädtischen Friedhof“ in Berlin-Kreuzberg, in: Yves Müller/Reiner Zilkenat (Hrsg.), Bürgerkriegsarmee. Forschungen zur nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA), Frankfurt am Main 2013, S. 98.

 

[5] Alle Angaben im Folgenden entstammen, wenn nicht anders vermerkt, dem Bestand: Landesarchiv Berlin, A Rep. 358-01 Generalstaatsanwaltschaft bei dem Landgericht Berlin, Nr. 53 (4 Bände).

 

[6] „Nazis knallen sich gegenseitig über den Haufen“, in: Die Rote Fahne Nr. 140 vom 26.06.1932.

 

[7] Reschke, Kampf um den Kiez, S. 277/278, vgl. Engelbrechten/Volz, Wir wandern, S. 183; Engelbrechten, braune Armee, S. 267/268. Die Story jedenfalls, die einem in Heft Nr. 41, Jg. 1937, der braunen Reihe „Die Fahne hoch!“, S. 2-7, aufgetischt wird, ist so hanebüchen und widersprüchlich, dass man nur noch in seinem Verdacht bestärkt wird und man sogar auf die Idee kommen könnte, dass es sich um einen regelrechten Fememord gehandelt hat.

 

[8] Reschke, Kampf um den Kiez, S. 39/40.

 

[9] Ebd., S. 290/291. Einer von den Letztgenannten, der SA-Mann Kurt Thiel, war genauer gesagt durch Selbstmord verstorben.

 

[10] Thomas Friedrich, Die missbrauchte Hauptstadt. Hitler und Berlin, Berlin 2007, S. 360.

 

[11] „Helmut Kösters letzte Fahrt“, in: Der Angriff Nr. 133 vom 1.7.1932.

 

[12] Beck, Die beerdigte Nation, S. 83. Zu den tatsächlichen Ereignissen vgl. ebd., S. 81/82, sowie Kunicki, „Friedhof der Bewegung“, S. 109/110.

 

 

Abbildungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Polizei und SA vor dem Vorwärts-Gebäude nach dem Naziüberfall am 25. Juni 1932

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

SA-Männer des Sturmes 24 im Vereinszimmer, das als Wachtstube genutzt wurde, des Sturmlokals "Zur Hochburg",

Gneisenaustraße 17. Im Hintergrund eine Wandtafel mit Hakenkreuzfahne und den Bildern der beiden Ermordeten

SA-Männer des Sturmes Hermann Thielsch und Helmut Köster. Dazu ein sinngemäßer Text, dass die Nazis das"Gericht"

für die Getöteten seien. Wissen diese SA-Männer, was wirklich in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1932 geschah?